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Die Geschichte Parasolkas

Schon 2000 gab es erste Begegnungen von Schweizerinnen und Schweizern mit dem Waisenhaus in Vilshany. Fünf Jahre später liessen sich weitere Menschen von der Situation der Kinder mit Beeinträchtigung in der Ukraine berühren.

Der Gedanke daran, dass die im Kinderheim in Vilshany aufgewachsenen jungen Menschen keine anderen Zukunftsperspektiven hatten als ein Leben in der psychiatrischen Anstalt, liess sie nicht mehr los. Sie wurden aktiv und handelten.

Gemeinsam mit der einheimischen Partnerorganisation CAMZ wurde das Konzept für ein Wohnheim entwickelt. Der Verein Parasolka wurde gegründet und eine unvergleichliche Geldsammelaktion gestartet. In Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort wurde ein geeignetes Haus mit viel Umschwung gefunden und umgebaut.

2009 konnte das Wohnheim Parasolka in Tjachiv eröffnet werden. Seither wohnen 25 junge Menschen in der betreuten Wohngemeinschaft. Heute ist das Wohnheim Parasolka in der Ukraine ein Musterbeispiel für den Umgang mit Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung.

Waisenhaus Vilshany in den Anfängen
Unterbeschäftigung und kaum Betreuung

Erste Kontakte zu Vilshany

2000

Erster Kontakt von Personen aus der Schweiz mit dem Waisenhaus Vilshany. Die Besucher:nnen sind berührt von der elenden Situation der Waisenkinder.

Eröffnung Wohnheim Parasolka

2009

25 junge Menschen aus dem Waisenhaus Vilshany ziehen ins Wohnheim Parasolka. Im Beisein vieler Delegierter wird das Wohnheim feierlich eröffnet.

Die Meilensteine

  • 2023

    Aufgrund der geografischen Lage von Transkarpatien, wo das Hauptengagement des Vereins Parasolka beheimatet ist, gibt es in diesem Landesteil praktisch keine kriegerischen Handlungen. Die Region ist trotzdem in vielerlei Hinsicht im Kriegszustand: Sie ist Zufluchts- oder Durchgangsort für hunderttausende Binnenflüchtlinge. Auch aus dem Landesinnern geflüchtete Unternehmungen und internationale Organisationen finden in der Region Zuflucht. Die Luftalarme, Stromabschaltungen sowie die kriegsbedingte hohe Teuerung und die gleichzeitig massiven staatlichen Lohnkürzungen beeinträchtigen den Alltag.

    Die Nothilfe hat für den Verein Parasolka leider weiterhin einen grossen Stellenwert. Wir unterstützen nach vollen Kräften CAMZ vor Ort. Die NGO hat im letzten Jahr im Schnitt pro Tag einen Lastwagen voller humanitärer Güter erhalten und weitergeleitet. Eine unglaubliche Leistung.

    Weitere Schwerpunkte bilden der Ausbau der Institution Tjachiv zum Kompetenzzentrum für Menschen mit einer Beeinträchtigung und die Planung und Strategieentwicklung bezüglich der zusätzlichen Gebäude der Institution Vilshany.

    An der Jahresversammlung vom 1.4.2023 in Solothurn durften wir unsere Partnerinnen und Partner aus der Ukraine in der Schweiz begrüssen. Die Begegnungen bereichern alle und den Gästen scheint die kurze Auszeit vom schwierigen Alltag in der Heimat wohlzutun . Die GV wird auf beeindruckende Art und Weise von einem Chor ukrainischer Geflüchteter aus der Umgebung von Olten und dem Wiggertal umrahmt.

  • 2022

    Am 24. Februar 2022 marschiert Russland in die Ukraine ein. Seit diesem Tag steht auch die Welt des Vereins Parasolka Kopf. Ein grosser Teil der Arbeit dreht sich nun leider um Nothilfe. Dabei können wir uns zum Glück auf die jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unserer Partnerorganisation CAMZ und deren grossem Netzwerk abstützen. Zahlreiche kleine und grosse Spenden aus der Schweiz erlauben uns die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine zu unterstützen: mit materiellen Gütern, Finanzen, aber auch mit ideeller Hilfe und Vernetzungsarbeit.

    Die Arbeit für Menschen mit Beeinträchtigung in den Institutionen in Tjachiv und Vilshany unterstützen wir weiterhin nach vollen Kräften. In Tjachiv leisten auch die Bewohnenden ihren Beitrag zur Landesverteidigung, indem sie Tarnnetze knüpfen und Spezialkerzen herstellen. Trotz Krieg schreiten in Tjachiv die baulichen Erweiterungen zu einem Kompetenzzentrum für Menschen mit einer Beeinträchtigung weiter voran.

    In Vilshany werden fast 40 zusätzliche Bewohnerinnen aus Institutionen aus Kriegsgebieten aufgenommen. Die Solidarität ist gross, aber es wird damit (wieder) eng(er). Eine der beiden Gruppen kann im September zurückkehren. Das halb zerfallene Treibhaus in Vilshany wird neu aufgebaut und dient nun zur Selbstversorgung und als sinnvolle Arbeitsmöglichkeit.

    Vom Oblast Transkarpatien werden vier leere, stark renovationsbedürftige Gebäude der ehemaligen Psychiatrie in der Nähe der Institution Vilshany zugesprochen. Dies eröffnet Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten.

    Die jährliche Koordinationsreise des Vorstands im Herbst findet nur reduziert statt. Die Vorstandsdelegation kann sich aber davon überzeugen, dass es den Bewohnenden den Umständen entsprechend gutgeht – auch wenn die Institution Vilshany mit grosser Personalknappheit kämpft. Zudem kann das vielseitige und sehr beeindruckende Nothilfe-Engagement von CAMZ besichtigt werden.

  • 2021

    Die Pandemie wirkt noch immer nach. Doch sind wieder persönliche Kontakte und Workshops vor Ort möglich. Unter anderem unterstützen freiwillige Fachleute aus der Schweiz die Institutionen in der Ukraine beim Anpassen von Rollstühlen und in der Einarbeitung eines neuen Physiotherapeuten. Weiter gibt es Workshops zum Weben, Filzen und in der Musiktherapie.

    In der Institution Vilshany stehen mit dem Umbau des ehemaligen Wäschereihauses nun grosszügige Ateliers zur Verfügung, wo gewoben und gefilzt, wo Kerzen gegossen und getöpfert wird. Im Herbst kann dann auch noch das Holzatelier in Betrieb genommen werden.

    Im November findet im Rahmen der entstehenden Sozialpädagogikausbildung an der Universität Uzhhorod eine Seminarwoche live statt. Aus der Schweiz referiert ein kompetentes Team zum Thema „Grundlagen der Sonder- und Sozialpädagogik“.

  • 2020

    Die Situation in der Ukraine ist durch Corona um vieles tragischer als in der Schweiz. Die medizinische Versorgung ist schwierig, auch in den durch Parasolka unterstützten Institutionen Tjachiv und Vilshany kommt es zu Corona-Infektionen. Die Isolation im Heim und die Umstellung des neuen Frühförderungsangebot auf online ist für die begleiteten Menschen und deren Umfeld belastend. Es zeigt sich aber auch erfreulich, dass die über 10 Jahre aufgebauten Strukturen – auch ohne physischen (Workshop-)Support aus der Schweiz – tragen und getragen werden. Virtuell ist der Kontakt in die Ukraine stetig vorhanden und es eröffnen sich dadurch auch neue Möglichkeiten. So findet im September die internationale Konferenz an der Universität Uzhhorod zum Thema „Integration“ elektronisch statt. Über 20 Referierende, auch aus der Schweiz, erreichen 150 Teilnehmende in der Ukraine.

  • 2019

    Die Institution Parasolka feiert ihren 10. Geburtstag. Am 25. September 2019 findet in Tjachiv eine Feier statt. Eine Jubiläumsbroschüre dokumentiert Entstehung und Entwicklung des Vorzeigeprojekts.

  • 2017

    Die Situation der Eltern, die ihre behinderten Kinder zu Hause betreuen, ist desolat. Ab sofort berät die Partnerorganisation CAMZ den Elternverein «Nadija» (Hoffnung) in Uschgorod und unterstützt die Gründung des Elternvereins «Oberi» (Schutz) in Tjachiv. In der Schweiz wird der Vorstand mit einer bezahlten Geschäftsstelle entlastet.

  • 2015

    Die Veränderungen im staatlichen System (Adoptionsrecht, Behindertenrechtskonvention) ermöglicht den Bewohnenden von Vilshany, dort auf Lebenszeit bleiben zu können. Zusammen mit CAMZ, dem Verein Parasolka und der Institution Vilshany entsteht ein Arbeits- und Beschäftigungskonzept «Vilshany 2020». Schrittweise werden Ateliers und Werkstätten eingerichtet, um möglichst vielen Bewohnerinnen und Bewohnern sinnvolle Beschäftigung zu ermöglichen.

  • 2014

    Die Parasolka-Projekte entwickeln sich im politisch und wirtschaftlich schwierigen Umfeld erfreulich gut und wachsen allmählich aus der Pionierphase. Nach der Demission von Annemarie Steiner und Karl Abegg erhält der Vorstand mit Beat Hunziker und Andreas Schmid zwei neue, engagierte Mitglieder.

  • 2012

    Der Verein finanzierte eine dritte Werkstätte und einen Mehrzweckraum. Konkrete Empfehlungen für Zukunftsperspektiven für Menschen mit einer Behinderung ergehen an das Ministerium in der Ukraine.

  • 2011

    Ein erstes agogisches Konzept entsteht in der Institution Parasolka. Erste Ateliers werden aufgebaut (Weben, Holz).

  • 2009

    Das Wohnheim Parasolka für 25 junge Menschen mit einer Behinderung öffnet am 16. Oktober seine Tore, im Beisein von hohen Politikern aus Transkarpatien und der Stadt Tjachiv, Vertretern von Fachorganisationen aus der ganzen Ukraine, einer 27-köpfigen Delegation aus der Schweiz und zahlreichen Vertretern von nationalen und lokalen Medien. Der Betrieb des Hauses ist vom Staat finanziert, der Verein Parasolka trägt zusätzliche finanzielle Aufwendungen.

    Der Verein Parasolka, die ukrainische NGO CAMZ und die Leitung des Wohnheims entwickeln das Projekt Parasolka kontinuierlich weiter. Die kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten der Partner waren sehr unterschiedlich, was eine regelmässige und umsichtige Kommunikation voraussetzt.

  • 2008

    Die Hauptverwaltung für Soziales und Sicherheit in Transkarpatien genehmigt das sozialpädagogische Konzept und sichert die Übernahme des Wohnhauses Parasolka schriftlich zu. Leitende wie auch Bewohnende werden auf ihre Aufgabe bzw. ihr Leben im Wohnheim vorbereitet.

  • 2007

    Der Verein Parasolka wird gegründet, weil die Realisierung des Vorhabens die Möglichkeiten des Netzwerkes NeSTU überstiegen. Unter Leitung von ukrainischen und Schweizer Fachleuten werden der Umbau ausgeführt und das sozialpädagogische Konzept entwickelt.

  • 2006

    Die Musikgruppe «Huzulik» aus dem Waisenhaus Vilshany kommt auf eine Konzert- und Ferienreise in die Schweiz und sammelt Geld für ihr künftiges Zuhause. In der Stadt Tjachiv kann ein grosses, renovationsbedürftiges Haus mit mehreren Nebengebäuden und viel Umschwung gekauft werden.

  • 2005

    Annemarie Steiner leistet 2005 einen dreimonatigen Arbeitseinsatz in Vilshany und trägt die Idee eines Wohnheims für erwachsene Menschen mit Beeinträchtigung in den Vorstand von NeSTU (Netzwerk Schweiz-Transkarpatien/Ukraine). Im gleichen Jahr besucht auch Monika Fischer das Waisenhaus Vilshany. Aus den zwei Aufenthalten entsteht eine Arbeitsgruppe zur Umsetzung der Vision in die Realität.

  • 2000

    Erste Begegnungen von Schweizerinnen und Schweizern mit dem Waisenhaus in Vilshany. Der Gedanke, dass die jungen Menschen keine anderen Zukunftsperspektiven haben als ein Leben in der psychiatrischen Anstalt, lässt sie nicht mehr los.

  • 1997

    200 Kinder mit geistiger und/oder körperlicher Beeinträchtigung leben im Waisenhaus Vilshany. Sie werden von Fachpersonen aus Frankreich untersucht, begleitet von der heutigen Direktorin von CAMZ, Nataliya Kabatsiy. Einige Zeit später zieht sich das französischen Personal zurück.

    Die ukrainischen Partner machen weiter. Nataliya Kabatsiy und Iwan F. Bihunets, damaliger Direktor des Waisenhauses, suchen nach einer besseren Lösung. Es entsteht die Vision eines auf junge Menschen ausgerichteten Wohnheims.