Praktischer Unterricht für Studierende an der Universität Uzhhorod.
Ich bin Mitglied des Vereins Parasolka und seit 2016 in unterschiedlichen Funktionen in der Ukraine tätig. So durfte ich unter anderem mein Wissen an Kongressen in Kiew mit Angehörigen und
Betreuungspersonen von Kindern mit Down Syndrom teilen. Mehrfach war ich Mitglied eines Teams, das den Mitarbeitenden des Kinderheims in Vilshany theoretische und praktische Inputs
vermittelte.
Wir beschäftigen uns mit dem Aubau der Heilpädagogischen Früherziehung in der Ukraine. Dazu organisierten Henny Graf und ich Hospitationen für ukrainische Fachpersonen in der Schweiz und
Workshops in Kiew. Mit Brigitte Berthold unterstütze ich die Fachpersonen der Frühförderstelle in Chachiv bei der Arbeit mit Kindern und Eltern. Gemeinsam unterrichten wir angehende
Heilpädagoginnen und -pädagogen, sowie Physiotherapeutinnen und -therapeuten an der Uni Uzhhorod.
Seit Februar 2022 konzentriert sich die Unterstützung auf die Nothilfe und auf Online-Fachbesprechungen für Fachpersonen, die sich um die Versorgung von Menschen kümmern, die im Krieg verletzt
wurden.
2010 führte ich den ersten Filzworkshop durch. Ich erkannte auf Anhieb die Möglichkeiten des Filzens. Die Arbeit mit den Händen und der farbigen Wolle macht Freude.
Die Bewohnerinnen und Bewohner können verschiedene Gegenstände herstellen.
Seither bin ich oft nach Transkarpatien gereist. Regel-mässige Präsenz ist wichtig. Diese gibt den Betreuer-innen Unterstützung, Bestätigung und den nötigen
Motivationsschub.
Die Bewohnerinnen und Bewohner schätzen die Abwechslung im Alltag. Sie erfahren: «Hier ist jemand, der mich nimmt, wie ich bin.» So freue ich mich auf meinen sechsten Filzworkshop in Tjachiv und Vilshany.
Als ich hörte, dass in einem Behindertenheim in der Ukraine mein Webstuhl willkommen wäre, zögerte ich nicht. Nach dem Transport des Webstuhls nach Tjachiv reiste ich 2011 das erste Mal in die Ukraine. Unter Mithilfe der Bewohner von Parasolka wurde der Webstuhl eingerichtet und bald in Gebrauch genommen. Als ich feststellte, mit wie viel Freude die Bewohnerinnen und Bewohner im Webatelier arbeiteten, war für mich klar, dass ich das Projekt weiterhin begleiten und ausbauen möchte. In den folgenden Jahren beteiligte ich mich an Workshops - auch in Vilshany. Ich fühle mich durch die Aufgabe herausgefordert, freue mich über Fortschritte und die Begeisterung der Beteiligten.
Mir gefällt die Möglichkeit, am Wandel in Osteuropa mitzuarbeiten. Die Arbeit mit Menschen mit einer geistigen Behinderung kann sehr bereichernd sein.
Seit 2015 reise ich ein- bis zweimal im Jahr nach Transkarpatien. Im Rahmen der Vision Vilshany 2020 befasse ich mich mit der Beschäftigung für die jungen, erwachsenen BewohnerInnen. Ich begleite
das Personal, das Bewohnerinnen auf die Arbeit in den Ateliers vorbereitet. Ich erfahre, wie schwierig es ist, die gewachsene Kultur in einer so grossen Institution zu verändern. Manchmal dauert
es Tage, manchmal Jahre. Mich beeindrucken die Mitarbeiterinnen. Sie leisten unter harten Bedingungen eine äusserst anspruchsvolle Arbeit .
Schon Kleinigkeiten können viel verändern. Bei meinem ersten Einsatz im Kinderheim in Vilshany war ich entsetzt und betroffen. Die Begegnung mit den vielen Kindern und ihren vielfältigen schweren Behinderungen war ein echter Schock für mich. Bald erkannte ich: Die Schwere der Behinderungen gehen teilweise auf Vernachlässigung, auf Mangel an Bewegung und äussere Anreize zurück. Viele der Betreuerinnen sind zwar engagiert. Doch fehlt es ihnen an grundlegendem Wissen im Umgang mit Menschen mit einer Behinderung. Schon Kleinigkeiten können vieles verändern. Wenn man zum Beispiel die Kinder mit dem Namen anspricht und beim Essen mit ihnen spricht. Bei meinem ersten Einsatz habe ich die Pflegefachfrauen entsprechend ausgebildet. Bei meinem zweiten Besuch habe ich mit der Physiotherapeutin Marina gearbeitet. Sie war sehr offen und hat meine Empfehlungen sofort umgesetzt und sie auch den anderen Mitarbeiterinnen gezeigt. Das ist sehr wichtig für die Nachhaltigkeit.
Ich bin Vorstandsmitglied von Parasolka und fahre seit Beginn zwei- bis dreimal jährlich für Workshops in die Ukraine. Ich merkte bald: Dass die Vermittlung von theoretischem Wissen nicht genügt. Nur durch das praktische Vorzeigen von Musik, Versen und Bewegung kann ich aufzeigen, wie das geschehen kann. Es berührt mich enorm, wie in kurzer Zeit Ziele erreicht werden konnten, für die es in der Schweiz Jahrzehnte gebraucht hat. Auch der Goodwill vieler Menschen fasziniert mich. Immer wieder kann ich neue Fachpersonen in der Schweiz für einen Einsatz in der Ukraine gewinnen. Es ist eine Bereicherung, mit Menschen zusammenzu-arbeiten, die überzeugt sind vom Entwicklungspotential eines Menschen - unabhängig vom Schweregrad seiner Behinderung. Das gibt Hoffnung!
Vorhandenes unterstützen und die positiven Anlagen verstärken, das versuchte ich in meiner Arbeit mit behinderten Kindern und Jugendlichen immer umzusetzen.
Als sich die Möglichkeit bot, nach meiner Pensionierung in das Projekt Parasolka einzusteigen, sah ich dies als glückliche Fügung, diese Entwicklungsarbeit mit jungen Menschen in Transkarpatien weiterzuführen. Es ist überaus spannend, den Aufbau und Betrieb der Ateliers in Tjachiv und Vilshany begleiten zu können. Ich erachte es als Bereicherung, mit einem Team vor Ort praktisch tätig zu sein und die Planung weiterer Schritte mit den Verantwortlichen aufzugleisen zu können. Dazu kommt, dass ein direkter Informationsfluss zum Vorstand von Parasolka gewährleistet ist.
CLAUDIA LEU, PHYSIOTHERAPEUTIN
Der Einsatz zusammen mit einem Team im Herbst 2017 hatte u.a. den Schwerpunkt, das Sitzen der Kinder in den Rollstühlen anzuschauen, diese anzupassen und zu vervollständigen. Die Ergotherapeutinnen ergänzten die Rollstühle mit Tischen. Die angepassten Rollstühle wurden gekennzeichnet mit einem Namensschild und Foto, damit die richtige Person im richtigen Rollstuhl sitzt. Auch die Lagerung in den Betten wurde gemeinsam mit dem Personal angeschaut.
Den Kindern wurde teilweise selbsthergestelltes Spielmaterial abgegeben, damit sie Dinge selbständig erfahren und erkunden können. Ein weiterer Schwerpunkt war die Verbesserung der Haltung während dem Essen.
Angehenden Studentinnen aus Uzhhorod, welche zu Besuch weilten, wurde eine Weiterbildung in Heilpädagogik und dem Handling von Menschen mit Beeinträchtigung vermittelt.
Für alle Beteiligten war es ein sinnvoller Einsatz. Unser Fazit war und ist, dass Hilfe zur Selbsthilfe nur über Weiterbildung und Anerkennung des Geleisteten geschieht und deshalb werden wir uns weiterhin engagieren.