Seit dem Kriegsbeginn im Februar 2022 hat sich die Arbeit von Parasolka vor allem auf die Nothilfe und die Unterstützung unserer NGO CAMZ konzentriert. Im untenstehenden Factsheet haben wir die wichtigsten Informationen zur Nothilfe zusammengefasst.
Der "Anzeiger vom Michelsamt" hat über den Hilfsgütertransport von Gunzwil ("Gunzbu") in die Ukraine berichtet. Ein grosses Dankeschön gilt dabei neben der Berichterstattung dem beteiligten Fussballclub Gunzwil, den Fritigsfrönde Möischter und der Feuerwehr Michelsamt, sowie allen Menschen, die wertvolle Hilfsgüter zur Verfügung gestellt haben.
Der schreckliche Krieg in der Ukraine sorgt für viele Verletzte und Verwundete in den Spitälern. Viele kriegsverletzte Menschen kommen so unter anderem nach Uzhhorod, wo es eine
Universitätsklinik gibt, in welcher Operationen und Amputationen durchgeführt werden können. Nur: Es fehlt an praktischen Spitalbetten. Unser lokaler Partner, die NGO CAMZ, ist dabei, in Uzhhorod
ein Rehabilitationszentrum einzurichten. Nebst Spitalbetten sind sie auf der Suche nach Gehstöcken, Rollstühlen, Rollatoren und jede andere Art von Rehamaterial.
Wissen Sie von Spitalbetten, die nicht mehr benötigt werden? Von Rehamaterial, das nicht mehr gebraucht wird? Melden Sie sich bitte bei unserer Geschäftsführerin Marianne Kneubühler, telefonisch
unter 062 758 20 60/078 761 47 82 oder via E-Mail kneubma@quickline.ch.
Vielen Dank für die Unterstützung!
Christiane Seiler ist eine freie Journalistin, die unter anderem für die ARD, ARTE oder swr vor allem über Osteuropa berichtet. Zwei aktuelle Reportagen der Reporterin:
Wenn der Krieg in die Stadt kommt - aus Uzhhorod - zu hören hier.
Wie der ukrainische Schriftsteller Andrij Ljubka seinen Landsleuten im Osten hilft - hier zu hören.
Der Verein Parasolka ist seit 15 Jahren in Transkarpatien im Bereich des Behindertenwesens aktiv. Seit Beginn unserer Arbeit ist die NGO CAMZ (Comité d’Aide Médicale Zakarpatti) unser erfahrener und in verschiedenen Hilfsbereichen überaus engagierter lokaler Projektpartner. Sie haben uns einen Appell gesendet, indem sie um internationale Hilfe bitten. Mehr dazu im Brief unten.
Das Kapuzinerkloster Solothurn hat mit zahlreichen Aktionen (unter anderem mit dem Backen von Friedenstauben oder einem Friedensweg) seine Solidarität mit den Menschen in der Ukraine bekräftigt. Von unserer Partnerorganisation CAMZ gibt es dafür dieses Dankesvideo.
CAMZ-Übersetzerin Lesja Levko hat uns am 24. Mai in einem Zoom-Meeting wieder geschildert, wie es ihrer Institution geht.
"Es wird leider immer schlimmer: Im Osten gibt es starke Auseinandersetzungen, unseren Kämpfern fehlt es an Waffen. Sie konnten keine Territorien zurückerobern und mussten den Russen Zugeständnisse machen. Was ganz schlimm ist: Im östlichen Teil der Ukraine wurden Phosphor-Bomben eingesetzt, viele Menschen haben starke Verbrennungen erlitten. Auch die Strasse von Kiew nach Transkarpatien wird bombardiert. Was uns auch beschäftigt: Humanitäre Transporte werden kostspieliger, die Treibstoffpreise gingen massiv in die Höhe. Zum Glück läuft es in den Institutionen in Vilshany und Tjachiv normal.
CAMZ-Übersetzerin Lesja Levko hat uns am Freitagabend, 15. April, wieder geschildert, wie es ihren und ihrer Institution geht.
"Transkarpatien ist neben Tschernowitz die einzige Region, in denen es noch zu keinen Bombardements gekommen ist. Trotzdem kommt es immer wieder zu Luftalarmen. Unser Alltag besteht vor allem darin, humanitäre Transporte entgegenzunehmen, diese zu sortieren und weiterzuleiten. Wir arbeiten mit Personen zusammen, denen wir vertrauen, die wir können. Sie erzählen uns, dass die Nahrungsmittelvorräte langsam zu Neige gehen. Insgesamt hat die Zahl der humanitären Transporte abgenommen. Stolz sind wir, dass wir neben den üblichen Hygieneartikeln, Verbandsmaterialien und Nahrungsmittel Notstromaggregate aus Frankreich bekommen haben, die in verschiedene Städte geliefert wurden.
Die Flüchtlingsströme sind weniger gross als noch vor ein paar Wochen. Aber jene Schutzsuchende, die unterwegs sind, haben ausser ihren Kleidern, die sie am Leib tragen, kaum etwas. Ihnen fehlt es an allem, auch Geld haben sie kaum.
Der Krieg setzt uns zu. Man sieht kein Ende. Aus dem Ausland wird militärische Hilfe versprochen, aber eigentlich kommt vieles schlicht zu spät. Wären die Waffen ein paar Wochen früher geliefert worden, hätte viel Leid erspart werden können. Schätzungen zufolge ist ein Drittel der ukrainischen Infrastruktur zerstört. Auch die schrecklichen Geschichten, die man mitbekommt und hört, stimmen uns traurig und machen sprachlos.
In den Institutionen in Vilshany und Tjachiv läuft glücklicherweise der Alltag fast problemlos weiter. In Vilshany soll trotz dem Krieg das Treibhaus gebaut werden. Das sorgt für Abwechslung, die Bewohnenden kommen auf andere Gedanken und letztlich hilft es, sie zu beschäftigen. Und: Das Treibhaus dient der Selbstversorgung."
CAMZ-Übersetzerin Lesja Levko hat uns am Freitagabend, 8. April, wieder geschildert, wie es ihren und ihrer Institution geht.
«Uns geht es nicht so gut. Wir hören immer wieder von schrecklichen Dingen, die passieren. Das ist schwierig zu ertragen. Immer wenn man denkt, es könne nicht mehr schlimmer werden, kommt die nächste traurige Meldung. Glücklicherweise ist es in Transkarpatien ruhig. Wir haben nun zwei Tage lang keinen Luftalarm mehr gehabt. Es wird wärmer, die Aprikosen blühen. Der Start in den Frühling tut uns gut.
Diese Woche haben wir humanitäre Transporte erhalten, vor allem Verbandszeug und Hygienematerial. Nahrungsmittel sind nach wie vor sehr gefragt. Ein NGO, das wir kennen, hat in der Nähe von Kiew in einem Einkaufsmarkt Nahrungsmittel gekauft. Diese Rechnung haben wir bezahlt.
Wir haben ein Unternehmen gefunden, welches Waren in den Osten verschickt, auch Notfallstromgeräte. Durch eine Bekannte, welche in einem Krankenhaus in Uschgorod arbeitet, konnten sie Verbandsmaterial, Hygienemittel, Gehhilfen und Rollstühle aus Frankreich nach Dnipro liefern. Es ist mittlerweile geheim, in welchen Spitälern kranke und verletzte Menschen untergebracht werden. Natascha hat aus unserem Geld viele Medikamente eingekauft und diese gehen morgen mit dem Zug weiter.
Die Tage gehen sehr schnell vorbei. Unsere Familien sehen wir leider nicht so oft. Das bedauern alle. Zum Glück sind wir in Sicherheit. Auch in den Institutionen herrscht der normale Alltag, die Bewohner*innen arbeiten in den Werkstätten."
CAMZ-Übersetzerin Lesja Levko hat uns am Freitagabend, 25. März, wieder geschildert, wie es ihren und ihrer Institution geht.
«Glücklicherweise haben wir seit drei Tagen keinen Luftalarm mehr gehabt. Wir sind gesund und fit. Dank
der Unterstützung von eurem Verein haben wir mit der Eisenbahn drei Ladungen an Medikamenten nach Charkiw liefern können. Wir haben die nötigen Kontaktpersonen instruiert, die uns hier
weiterhelfen. Weiter können wir auch ein kleines Unternehmen unterstützen, welches am Bahnhof Uzhhorod für Flüchtling kocht. Täglich kommen 10000 bis 12000 Menschen dort an, die sind mittellos
und dringend auf Nahrung angewiesen. Die Lebensmittel gehen auch in der Zentralukraine langsam zur Neige, Lebensmittel sind sehr gefragt. Der Alltag in unseren Institutionen läuft normal, den
Bewohnerinnen und Bewohnern geht es gut. Oksana Lukach, Leiterin des Wohnheims Parasolka in Tjachiv, bereitet sich vor, zusätzliche Flüchtlinge in der Institution
aufzunehmen.»
Die vier Frauen unserer NGO haben uns eine aktuelle Videobotschaft gemailt.
Welche Auswirkungen hat der Ukraine-Krieg für die Projekte des Vereins Parasolka? Wie geht es den Bewohnerinnen und Bewohnern in den Heimen? Und: Was kann der Verein konkret tun, um das Leid vor Ort zu lindern? Diese und andere Fragen hat der "Willisauer Bote" an Marianne Kneubühler, Geschäftsführerin von Parasolka, gestellt. Das rund viertelstündige Video gibt es hier zu sehen.
Weitere Artikel, die in den vergangenen Tagen und Wochen über Parasolka entstanden sind, gibt es in der untenstehenden Medienschau zu lesen.
Der Verein Parasolka spürt die grosse Solidarität und freut sich über die vielen Spendeneinnahmen, die in den letzten Tagen und Wochen eingegangen sind. Es sind nicht nur die Geldbeträge, die auf unser Bankkonto eingezahlt worden sind. Es sind auch Benefizkonzerte, Beiträge von Guuggenmusigen, Einnahmen aus Risotto-Essen, Bastelarbeiten von Kindern und, und, und. Vielen herzlichen Dank! Der Verein Parasolka hat in mehreren Tranchen grössere Geldbeiträge an unsere NGO in der Ukraine überwiesen. Mit den Geldern wurde im nahen Ausland Möbel, Schränke, Betten und Matratzen gekauft. Die Nothilfe wurde ebenso für Medikamente, Hygienemittel und Güter für den täglichen Bedarf verwendet. Ein grosser Teil wird auch in Lebensmittel investiert, um die Tausenden von Flüchtlingen, die sich auf in Richtung Westen machen, zu verpflegen.
Am Freitagmittag, 18. März, hat uns CAMZ-Übersetzerin Lesja Levko in einem Zoom-Meeting über die aktuelle Situation in Transkarpatien berichtet.
"Eigentlich ist es in Transkarpatien weiterhin ruhig. Gleichwohl gab es mehrere Luftalarme in der Nacht. Wenn das passiert, müssen sich alle an sicheren Orten
verstecken. Bei uns ähneln sich die Tage. Wir sind bei CAMZ voll mit humanitären Transporten beschäftigt. Das ist im Moment die einzige Möglichkeit, die humanitäre Krise im Land zu mildern.
Gefragt sind Bettsachen, Medikamente, Hygienemittel, Waschmittel und Nahrungsmittel. Zum Glück kommt der Frühling, vieles wächst auf den Feldern. Bei den Medikamenten arbeiten wir unter anderem
mit der Organisation "Apotheker ohne Grenzen" zusammen, sie liefern uns Arzneimittel in die Ukraine. Das wichtigste Hilfsmittel ist aber noch immer Geld. Damit ist uns am besten
geholfen.
Schlimm ist die Lage besonders in Mariupol und Charkiw. Tausende Flüchtlinge machen sich tagtäglich auf Richtung Westukraine, wo die Situation weniger schlimm ist. An den Grenzübergängen braucht
es Essen, in den Bahnhöfen hat es riesige Menschenansammlungen.
Uns CAMZ-Frauen und unseren Familien geht es gut - so gut wie es einem Menschen in der jetzigen Situation eben gehen kann. Die Bewohner*innen im Wohnheim Parasolka und im Kinderheim Vilshany sind in Sicherheit. Hoffen wir, dass es so bleibt."
CAMZ-Übersetzerin Lesja Levko hat uns am Montagabend, 14. März 2022, geschildert, wie es ihr und den Institutionen geht.
"Die Situation in der Ukraine ist weiterhin schwierig. Auch in Transkarpatien gab es bereits zweimal in der Nacht
Luftalarm, wo alle Einwohner*innen in den Keller mussten. Ich habe in meinem Haus einen tiefen Keller und wir versteckten uns dort.
Es gab Raketenanschläge in Iwano-Frankiwsk, Luzk, Lwiw. Nach dem Raketenangriff in Jaworiw ist es auch hier unruhig geworden. Wir dachten, die Nähe zur Grenze kann uns schützen, aber Jaworiw ist
auch nur 20 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Transkarpatien ist eine von sehr wenigen Regionen im Land, wo es noch keine Explosionen gegeben hat. Gerade deshalb kommen immer mehr
Flüchtlinge bis nach Uzhhorod. Viele versuchen weiter über die Grenze nach Europa zu kommen. Vor allem jetzt nach Jaworiv und Nachtalarmen in Transkarpatien.
Laut der Stadtverwaltung wurden in der Stadt Uzhhorod rund 30'000 Flüchtlinge aufgenommen. Es gibt aber auch viele Menschen, die sich nicht anmelden und bei Freunden oder Bekannten wohnen. Für eine Stadt mit 120'000 Einwohnern sind das viele neue Einwohner*innen.
Zu Vilshany: Übers Wochenende wurden 14 Menschen mit Beeinträchtigung aus einem Heim in Kryvyi Rih (Stadt im Süden des Landes) aufgenommen. Dafür hat Bogdan Kyrkyna (Leiter des Kinderheims) die zusätzlichen Schlafplätze in Physioräumen eingerichtet. Auch im Wohnheim Parasolka in Tjachiv bereiten sie sich auf die Aufnahme von Menschen aus den Regionen vor, wo es zurzeit zu Kämpfen kommt." Zum Bild: Bewohner*innen des Wohnheims Parasolka im Luftschutzkeller.
Die Bilder und Geschichten, die uns aus der Ukraine tagtäglich erreichen, lassen niemanden kalt. Weltweit werden
Mahnwachen gehalten, Demonstrationen durchgeführt, Gelder gesammelt. Die Spendenbereitschaft ist gross. Das spürt auch Parasolka. Unsere Geschäftsführerin Marianne Kneubühler sagt: "Die
Solidarität ist riesig. Wir sind überwältigt von der grossen Hilfsbereitschaft und den vielen Geldspenden." Man erhalte extrem viele Anfragen von Leuten, die helfen wollen. Sei es, indem sie
Sachspenden abgeben wollen oder mitteilen, dass sie leere Wohnungen für die Geflüchteten anzubieten hätten.
Parasolka ist im ständigen Austausch mit unserem Partner und NGO CAMZ in Transkarpatien. Wie geht es ihnen? Wir haben bei Lesja Levko, Projektkoordination und Übersetzerin nachgefragt. "In
Transkarpatien ist es ruhig, bei uns ist es bisher zu keinen Geschossen gekommen. Die Restaurants sind offen, es gibt keine Sperrstunden. Auch Wasser und Strom funktionieren wie gewohnt. Im
Wohnheim Parasolka und im Kinderheim Vilshany ist es ruhig und sicher." Die Westukraine ist verhältnismässig weit weg von der russischen Gefahr. Trotzdem spürt CAMZ die grossen Flüchtlingsströme.
"Tausende suchen nach Unterkunft, wir sind von früh bis spät am organisieren und koordinieren", sagt Lesja Levko. Gefragt seien insbesondere Hilfsgüter wie Matratzen, Decken oder Kissen für die
Schlafplätze. Auch Kindernahrung, Hygienemittel, Medikamente oder Verbandsmaterial würden nachgefragt. Im Kontakt mit anderen NGO's oder Kriegsflüchtlingen hört Lesja Levko schlimme Geschichten.
Die Kämpfe in Mariupol, Kiew oder Cherson würden aufwühlen, alle stark beschäftigen, ihnen den Schlaf rauben. Die Motivation sei aber gross. "Wir probieren tagtäglich das Beste aus dieser
schlimmen Situation zu machen", sagt die Übersetzerin.
Wir werden in regelmässigen Abständen bei Lesja nachfragen, wie die Lage vor Ort in unseren Institutionen aussieht und darüber auf der Homepage berichten.
Unser Verein ist nicht für Hilfsgütertransporte eingerichtet. Darum geben wir als langjährige Partner für unsere Mitnahmetransporte die Organisation Licht im Osten (LIO) an. Diese verfügen über die nötige Transportlogistik und sind zusammen mit der NGO CAMZ im Kontakt, um humanitäre Transporte nach Transkarpatien zu organisieren. Wir verweisen auf die Liste der Annahmestellen (siehe unten) von LIO in der Schweiz und danken schon jetzt für Ihre Hilfe.
Es ist unvorstellbar und macht fassungslos: Mit Angriffen aus mehreren Richtungen hat Russland heute Donnerstag, 24. Februar 2022, einen grossangelegten Krieg gegen die Ukraine begonnen. Dieser kriegerische Übergriff ist ein eklatanter Verstoss gegen internationales Recht, der uns bestürzt. Das Vorgehen von Wladimir Putin ist verwerflich und in keiner Art und Weise zu rechtfertigen. Obwohl wir uns von Parasolka gegen diese furchtbare Situation machtlos fühlen, sind wir mit unseren Gedanken bei den Menschen der Region. Wir hoffen, dass die internationale Diplomatie doch noch dazu führt, dass der Krieg ein Ende findet.